Engagement

Mit Anpacken statt Aufgeben – Mit Freiwilligenarbeit aus der Krise

Felix (21) erzählt, wie ihm Freiwilligenarbeit geholfen hat, nach einem persönlichen Tiefschlag wieder Fuss zu fassen.
Micaela Marques Pinto
3 Minuten

Mit Anpacken statt Aufgeben – Mit Freiwilligenarbeit aus der Krise

Laut UNICEF leidet ein Drittel der jungen Menschen in der Schweiz an psychischen Problemen. Viele fühlen sich überfordert, orientierungslos oder einsam – und das oft schon im Teenageralter. Freiwilliges Engagement kann in solchen Momenten mehr sein als ein Zeitvertreib: Es bietet Struktur, soziale Verbindung und Sinn. Felix (21) erzählt, wie ihm Volunteering geholfen hat, nach einem persönlichen Tiefschlag wieder Fuss zu fassen.

Felix lebt mit seiner Familie in einem Vorort von Zürich. Im Januar 2023 musste er seine Informatiker-Lehre aus gesundheitlichen Gründen zum zweiten Mal abbrechen – es ging nicht mehr. Er machte eine schwierige Zeit durch; ihm fiel es unter anderem schwer, eine Routine einzuhalten. Er fand grossen Halt bei seiner Familie und Freunden, doch er wusste – er muss sich wieder beschäftigen. Aber irgendwo zu arbeiten, nur um Geld zu verdienen, kam für ihn nicht infrage – er suchte nach einer sinnstiftenden Aufgabe.
Eine Kindheitserinnerung wies ihm den Weg: In den Ferien hatte er einmal auf einer Farm auf den Philippinen mitgeholfen. Das Gefühl, nützlich zu sein und etwas zurückzugeben, war geblieben. Diese Erfahrung brachte ihn auf die Idee, sich freiwillig zu engagieren.
Über die Onlineplattform Karma Lama fand er erste Einsätze – und aus einem einmaligen Einsatz wurden schnell mehrere. Felix unterstützte Organisationen wie die Winterstube Oerlikon, einen Zufluchtsort für obdachlose Menschen oder den Verein re-serviert, der Lebensmittel an Bedürftige verteilt. Über seine Erfahrungen meint Felix: «Während eines Einsatzes kann man auch mal mit schwierigen Situationen oder Realitäten konfrontiert werden. Das macht nicht immer Spass. Aber es lohnt sich zu 100%. Man sieht das Leben mit anderen Augen.»
Sabrina Trachsler, Co-Geschäftsleiterin des Vereins hinter Karma Lama, erklärt, warum gerade junge Personen von Freiwilligenarbeit profitieren können: «Viele junge Menschen suchen nach Sinn – und nach einem Weg, sich einzubringen, ohne sich gleich langfristig zu binden.» Deshalb biete die Plattform gezielt auch einmalige Einsätze an, um Freiwilligenarbeit allen zugänglich zu machen und einen einfachen Einstieg zu bieten.
Dieser Ansatz entspricht auch aktuellen Forschungserkenntnissen. Forscherin Carmen Koch (ZHAW) bestätigt: «Ein niederschwelliger Einstieg, eine klare Kommunikation der Rahmenbedingungen und eine erlebte Wertschätzung sind der Schlüssel zu einer langfristigen Bindung junger Freiwilliger».
Für Felix war auch die soziale Komponente wichtig. Durch sein Engagement hat er eine Community von Gleichgesinnten gefunden und ist mittlerweile sogar Vorstandsmitglied bei der Organisation re-serviert. Freiwilligenarbeit hat ihm auch geholfen, den Wiedereinstieg ins Berufsleben zu finden – er steht kurz vor seinem Lehrabschluss.

Felix

Felix sieht aber auch die Risiken im gemeinnützigen Engagement; um gesund zu bleiben, sei es wichtig, dass man auf sich schaut und nicht seine ganze Energie anderen schenkt. Trotzdem hat er eine klare Meinung: «Ich würde Freiwilligenarbeit jedem Menschen empfehlen. Zu sehen, wie man andere glücklich macht, gibt einem so viel Hoffnung und Kraft. Es hat mein Leben verändert.»

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