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Warum die Schweiz dringend mehr junge Freiwillige braucht

Die Freiwilligenarbeit in der Schweiz steht unter Druck. Immer mehr Organisationen berichten, dass junge Menschen im Engagement fehlen. Gleichzeitig erleben wir bei Karma Lama täglich das Gegenteil: Junge Freiwillige sind motiviert und bereit, sich zu engagieren, wenn der Einstieg einfach und alltagstauglich ist.
Christian Schefer
5 Minuten

Warum die Schweiz dringend mehr junge Freiwillige braucht

Die Freiwilligenarbeit in der Schweiz steht unter Druck. Immer mehr Organisationen berichten, dass junge Menschen im Engagement fehlen, besonders in Bereichen wie Alter, Betreuung, Integration oder Kultur. Gleichzeitig erleben wir bei Karma Lama täglich das Gegenteil: Junge Freiwillige sind motiviert und bereit, sich zu engagieren, wenn der Einstieg einfach und alltagstauglich ist. Gerade in Zürich zeigt sich dieser Unterschied besonders deutlich.

Freiwilligenarbeit ist eine stille Kraft. Sie wirkt oft im Hintergrund, hält aber unglaublich vieles am Laufen: Betreuung, Kultur, Gemeinschaft, Unterstützung, Begegnungen. Ohne dieses Engagement wäre unsere Gesellschaft nicht die gleiche. Doch seit einigen Jahren beobachten Organisationen schweizweit denselben Trend: Junge Menschen sind in der Freiwilligenarbeit deutlich untervertreten.
Der kürzlich veröffentlichte SRF-Artikel legt den Finger in diese Wunde. Beim Schweizerischen Roten Kreuz sind unter 30-Jährige stark untervertreten. Während der Pandemie wurde sichtbar, wie sehr wir von älteren Freiwilligen abhängig sind und wie wenig resiliente Strukturen bestehen, wenn diese Generation einmal ausfällt.

Was sich verändert hat und warum das nicht (nur) negativ ist
Es wäre zu einfach zu sagen, dass junge Menschen „keine Zeit“ oder „keine Lust“ haben. Die Wahrheit ist differenzierter. Junge Erwachsene engagieren sich, oft sogar intensiv, aber nicht zwingend in den traditionellen Formen der Freiwilligenarbeit. Viele jonglieren Ausbildung, Studium, Praktika, Teilzeitjobs, persönliche Belastungen und steigende Lebenshaltungskosten. Verpflichtungen über Monate hinweg sind kaum machbar. Und wenn Freiwilligenarbeit erst nach langen Prozessen möglich ist, verlieren wir sie oft vor dem ersten Kontakt.
Gleichzeitig möchten sie lernen, etwas Sinnvolles tun und erleben, dass ein Einsatz Wirkung zeigt. Das Pflichtgefühl früherer Generationen hat sich abgelöst durch den Wunsch nach persönlicher Entwicklung und Selbstwirksamkeit. Das ist kein Rückzug, sondern Ausdruck einer veränderten Lebensrealität mit dem Wunsch nach einfachen Prozessen.

Das eigentliche Problem liegt nicht bei den jungen Menschen
In meiner täglichen Arbeit mit Karma Lama sehe ich es immer wieder: Wenn Einsätze punktuell, klar und unkompliziert sind, sind sie schnell vergeben. Junge Menschen sind nicht unengagiert, sie stehen nur vor anderen Rahmenbedingungen und vielen Optionen. Viele melden sich gezielt für punktuelle Einsätze an, die Flexibilität bieten.
Organisationen arbeiten jedoch oft mit starren Strukturen. Verpflichtungen über mehrere Monate, regelmässige Einsätze, hohe Verantwortung oder komplexe Abläufe passen für viele junge Erwachsene nicht zu ihrem Alltag und verhindern den Erstkontakt. Und das ist niemandes „Schuld“. Es ist ein Wandel, der schon länger stattfindet und den wir besser verstehen sollten. Auch ältere Generationen wünschen sich zunehmend mehr Flexibilität.

Warum wir jetzt handeln müssen
Wenn wir weiter auf dieselben Strukturen setzen wie vor zwanzig Jahren, riskieren wir eine Lücke, die später kaum zu füllen ist. Viele Bereiche wie Alter, Integration, Nachbarschaftshilfe, Sport oder Kultur sind darauf angewiesen, dass Menschen Zeit schenken – einmalig oder regelmässig. Gerade für die gemeinnützige Arbeit braucht es Formen, die in den Alltag passen.
Doch dieser Wandel ist auch eine Chance: Wenn wir Freiwilligenarbeit flexibler, moderner und alltagstauglicher gestalten, erreichen wir neue Zielgruppen. Junge Menschen übernehmen Verantwortung, wenn sie positive Erfahrungen machen und Vertrauen aufbauen. Aus einem einzelnen Nachmittag kann ein langfristiges Engagement entstehen – nicht aus Pflicht, sondern aus Überzeugung.

Was wir bei Karma Lama tun
Genau hier setzen wir an. Wir machen Freiwilligenarbeit sichtbar, digital zugänglich und so flexibel, dass sie in viele Alltage passt. Wir beschreiben Einsätze klar, ermöglichen schnelle Buchungen, reduzieren Hürden und unterstützen Organisationen dabei, Angebote zu gestalten, die als einfacher Einstieg funktionieren. So wird freiwillig engagieren für junge Menschen greifbar. Und wir sehen täglich, dass es funktioniert: Junge Menschen melden sich an, probieren etwas aus, sammeln Erfahrungen und kommen wieder. Sie wollen helfen, sie brauchen nur einen einfachen ersten Schritt.

Unser Blick nach vorne
Die Schweiz steht an einem Punkt, an dem wir die nächsten Generationen ins Boot holen müssen, um den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stärken. Das gelingt nicht durch Appelle oder moralischen Druck, sondern durch Engagementformen, die sich an der Realität jüngerer Menschen orientieren.
Wenn uns das gelingt, profitieren alle:Organisationen gewinnen neue Energie, ältere Freiwillige werden entlastet und junge Menschen erleben, dass sie Teil von etwas Grösserem sind.Die Schweiz braucht mehr junge Freiwillige. Und das Gute ist: Sie sind da. Wir müssen sie nur anders ansprechen, anders einladen und zeigen, dass Engagement so flexibel sein darf wie ihr Leben.

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